„From Chicago to L.A.“ singen die Stones im alten Klassiker über die Kicks auf der Route 66. Und die meisten USA-Reisenden wollen einmal auf dieser Route 66 von Osten nach Westen fahren. Das ist der Grund das sich am Saisonende die Wohnmobile im Westen der USA sammeln und für den neuen Saisonbeginn wieder nach Osten sollen. Mit der Einwegmiete wird dann die Rückstellung dieser Fahrzeuge finanziert. Wir wissen das solche Überstellungen über die Homepage der Firma Canusa (www.canusa.de) zu bekommen sind und wollten einfach mal diese „andere Art des Reisens“ ausprobieren.
Die Lufthansa brachte uns im allerneuesten Flugzeug der Flotte, einem Airbus A 380, nach San Francisco, wo wir auf Grund der Zeitumstellung noch den ganzen Nachmittag für einen Stadtbummel nutzen konnten. Zufällig fand an diesem Wochenende auch die Segelregatta zum „Americas Cup“ in der Bucht statt und auch die „Fleed-week“ die Leistungsschau der amerikanischen See- und Luftstreitkräfte. Es war also ganz schön was los. Wir nutzen 2 Tage für das übliche Pflichtprogramm mit Cable-Car, Fishermans warf, Golden-Gate, Alcatraz und China-town. Danach ging es zur Firma Moturis um unser mobiles Heim für die nächsten Wochen zu übernehmen. Ein Ford F 350 Super Duty mit 27 Zoll Aufbau. Das heißt im Klartext 10 Meter lang, 2,5 Meter breit und 4 Meter hoch. Knappe 400 PS aus 10 Zylindern unter der Haube und 6,5 Tonnen Gesamtgewicht. Die ersten paar Kilometer waren ganz schön beeindruckend. So ein Fahrzeug bin ich bislang noch nie gefahren und auf meinen vorsichtigen Einwand gegenüber der Angestellten bei Moturis, das wir ja nur 2 Personen sind und ob es nicht eventuell auch ein kleineres Fahrzeug für uns gäbe, sagte sie nur: „Nein – das muss nach Chicago.“ Na gut dann fahren wir halt.
Nach ein paar Kilometern ging es dann schon recht gut, und die breiten US-Interstates sowie der entspannte Verkehr in Amerika taten einiges dazu, das wir flott vorankamen. An der Canneryrow in Monterey konnten wir mehrere Stunden das weltberühmte Aquarium besichtigen und danach auf dem Highway 1, einer der Traumstraßen der Welt über Malibu Beach nach Santa Monica bei Los Angeles fahren. In Los Angeles haben wir nur Hollywood einen kurzen Besuch abgestattet. Danach gings über San Bernadino und die Mojave Wüste (in der es geregnet hat) nach Las Vegas.
Las Vegas kann man mögen oder auch nicht- man sollte es aber zumindest einmal erlebt haben. New York, Paris und Venedig nur wenige hundert Meter getrennt. Dazwischen die Pyramiden, Monte Carlo und das alte Rom. Die Freemont Street, überdacht vom weltgrößten Bildschirm, Kasinos an allen Ecken, Glanz und Glitzer und das Geräusch der Spielautomaten rund um die Uhr. Nach einigem Zocken gehen wir mit 10 Euro Gewinn zurück zum Campground.
Über den Hoover Damm und die alte Route 66 kamen wir zum nächsten Höhepunkt der Reise. Ein Helikopterflug über dem Grand Canyon. Start direkt am Südrand und nach wenigen Flugminuten sind wir schon über dem 1600 Meter tiefen Canyon. Sehr beeindruckend und trotz der relativ hohen Kosten ein absolutes Muss-Erlebnis. Der Spaziergang entlang des Canyons läßt erahnen, wie sich die ersten Weißen gefühlt haben als sie am Weg nach Westen auf dieses natürliche Hindernis stießen. Es scheint einfach unüberwindlich zu sein und doch wußten die Indianer gut wie man auf die andere Seite kommt – sie sagten es den Weißen aber nicht.
Der nächste Abschnitt führt uns zu einigen unbekannten Sehenswürdigkeit wie dem Canyon de Chelly und den Natural Bridges , dem Valley of the gods, zeitweise auf steilen Schotterstraßen (wenn das der Vermieter gesehen hätte …) und zum Monument valley. Wir bezahlen 10 Euro und können den weltberühmten Ausblick auf die 3 Felsen genießen. Reinfahren ins Tal dürfen wir mit dem Riesenwohnmobil nicht. Das erste Mal sind wir schon „ausgesperrt“. Weiter geht’s Richtung Norden zum Arches Nationalpark.
Der Arches Nationalpark ist mein persönlicher Lieblingsplatz in den USA. Diesmal konnten wir, dem Wohnmobil sei dank, im Nationalpark nächtigen und somit sowohl am Abend bei Sonnenuntergang als auch bereits ganz früh am Morgen, durch die spektakuläre Landschaft wandern. Als wir gegen Mittag vom 6-stündigen „Loop-Wanderweg“ zurückkamen sind uns die großen Mengen an Wanderern auf den letzten Meilen entgegengekommen, während wir am Vormittag fast alleine unterwegs waren. Die Wanderung ist selbst bei Herbsttemperaturen anstrengend und erfordert doch Trittsicherheit und etwas Verpflegung. Der Tag hatte dann aber noch Abkühlung für uns, denn nach einer Fahrt den Colorado entlang, über Grand Junction und Vail erwartete uns am Vailpaß eine geschlossenen Schneedecke und minus 4 Grad.
In Denver war es wieder deutlich wärmer und am Weg nach Norden über Cheyenne versuchte uns der Wind von der Interstate zu blasen. Der Windcave-Nationalperak und der Custer State Park sind uns noch von der letzten Reise als Wildparadies in Erinnerung. Hier durften wir aber mit unserem Riesenfahrzeug wieder nicht überall fahren. Höhenbeschränkungen, Breitenbeschränkungen … So blieb uns nur eine kleine Runde auf der wir aber wieder eine große Zahl von Tieren beobachten konnten. Büffel, Hirsche, Antilopen, Dickhornschafe, Präriehunde und Wildesel, wobei die letzteren offenbar die Bettlerei als Nahrungsquelle entdeckt haben.
Der Badlands-Nationalpark mit seiner Landschaft wie am Mars ist ein letztes Ziel bevor es dann in die endlose Prärie geht. Immer geradeaus Richtung Osten. Tagelang. Unterbrochen nur durch Besuche bei Freunden bis wir dann in Chicago ankamen. Der Endpunkt unserer Tour. Bevor wir das Wohnmobil- zurückgaben schauten wir uns noch die Metropole an und dann gings ans Einpacken und auf zum Flughafen.
Der Rückflug mit Lufthansa fand ein schnelles Ende, als irgendwo über Kanada in der Bordküche ein Brand ausbrach. Wir landeten in Goose-Bay im Nordosten von Kanada, dem letzten Flughafen vor Grönland und machten einen unfreiwilligen Zwischenstop für 1 Tag. Bis Wien summierte sich dann die Verspätung auf 29 Stunden und dann mussten wir noch einen unserer Koffer suchen, der irgendwo am Weg zwischen Goose-Bay und Wien einen anderen Weg genommen hat. Aber wenn man zu Hause ist kann man das ja deutlich entspannter sehen.
Fazit: Knappe 6000 Kilometer gefahren und einen Durchschnittsverbrauch von 27,2 Liter Sprit verbrannt. Die Kosten sind, wenn man ein Überstellungsangebot nutzt, zumindest gleich hoch wie bei einer Motorradtour und Hotelnächtigung. Bei Normalmiete ist es deutlich teurer. Vorteil ist der Wind- und Wetterschutz und der Umstand, das man auch mal in einem Nationalpark nächtigen kann. Schön ist auch das man nicht tagtäglich aus- und einpacken muß. Nachteil ist eben das man nicht überall stehen bleiben und nicht überall hin fahren kann und eben der Kostenfaktor.